(R.L.) Es ist Baubetrieb in der Glockenstube der Großsteinberger Kirche. Nachdem das Gerüst gestellt wurde, ist Rolf Albrecht dabei, die bisherige Aufhängung der Glocken zu entfernen, um Baufreiheit für einen Glockenstuhl zu schaffen. Dazu mussten die Glocken abgenommen und Jahrhunderte alte Eichenbalken zersägt werden – eine Schweiß treibende Arbeit. Auch musste die Mittelsäule der nach Süden gerichteten Schalllöcher entfernt werden, um das Baumaterial und später die neue Glocke in den Turm zu bringen. Eigentlich ist Albrecht für den Friedhofsbetrieb zuständig, doch seinen Aktivitäten ist es zum großen Teil zu danken, dass das Vorhaben Glockenstuhl und Vervollständigung des früheren dreistimmigen Geläutes so weit fortgeschritten ist. Mit den durch ihn erbrachten Eigenleistungen werden mehrere tausend Euro gespart. Wenn es zu schaffen ist, die Glocke gleichzeitig mit dem Glockenstuhl zu installieren, betragen die Einsparungen weitere etwa 7000,00 Euro.
Rolf Albrecht und der Kirchenvorstand sind nochmals bei potentiellen Geldgebern vorstellig geworden, haben um Unterstützung gebeten – zum Glück nicht vergebens. Dennoch wird noch weitere Hilfe in Form von Spenden benötigt. Wer also nicht aus weltanschaulichen Gründen spenden möchte, der sollte sich überlegen, ob er es nicht aus kulturhistorischen Gründen tun kann.
Jeder 10-Euro-Schein hilft. Auf diese Weise kann man den Glockenraub, den die Nationalsozialisten den Kirchen und damit auch der Bevölkerung angetan haben, wieder heilen und sich später an einem noch schöneren Geläut erfreuen.
Dass dieses dann auch so klingt, wie es soll, ist die Aufgabe von Roy Kreß, dem Gebietsbeauftragten vom Regionalkirchenamt Leipzig für Geläute und Turmuhren. Mit viel Wissen, Erfahrung und Einfühlungsvermögen sowie der nötigen Technik erforscht er den Charakter und die Töne der vorhandenen Glocken, um für die neu zu gießende die richtigen Vorgaben machen zu können. Sie soll schließlich harmonisch ins gesamte Klangbild passen. Doch muss er auch auf Größe und Gewicht achten. Da sind in unserer kleinen Dorfkirche auch technische Grenzen gesetzt. Fotos: Rolf Langhof