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Parthensteiner Bürgermeister Jürgen Kretschel zu Erreichtem und Vorhaben fürs neue Jahr
Während das benachbarte Naunhof aus internen Streitereien nicht herauskommt, konzentriert sich das mit der Stadt durch eine Verwaltungsgemeinschaft verbundene Parthenstein auf konstruktive Kommunalpolitik. Bürgermeister Jürgen Kretschel (parteilos) nennt im Interview konkrete Ziele.
| Artikel veröffentlicht: 29. Januar 2018 15:23 UhrDie Zusammenarbeit mit den Angestellten im Naunhofer Rathaus funktioniert zufriedenstellend“: Parthensteins Bürgermeister Jürgen Kretschel. Quelle: Andreas Röse

Parthenstein. Während das benachbarte Naunhof aus internen Streitereien nicht herauskommt, konzentriert sich das mit der Stadt durch eine Verwaltungsgemeinschaft verbundene Parthenstein auf konstruktive Kommunalpolitik. Bürgermeister Jürgen Kretschel (parteilos) nennt im Interview konkrete Ziele.

Frage: Naunhof blieb dieses Jahr ohne Etat. Hat das Auswirkungen auf Ihre Gemeinde?

Jürgen Kretschel: Nein. Die Zusammenarbeit mit den Angestellten im Naunhofer Rathaus funktioniert zufriedenstellend.

Normalerweise soll bis Dezember der Haushalt schon fürs nächste Jahr stehen. Ist das bei Ihnen der Fall?

Nein, aber die Liquidität ist jederzeit gegeben, die Pflichtaufgaben erfüllen wir. Auf die Füße fallen uns jedoch die hohen Gewerbesteuereinnahmen von 2017. Sie wirken sich aus auf eine höhere Kreisumlage und eine höhere Gewerbesteuerumlage an den Freistaat. Im Gegenzug verringern sich die Schlüsselzuweisungen vom Freistaat. Von den zwei Millionen Euro, die wir einnehmen, bleiben uns netto 300 000 Euro.

Hinsichtlich der Investitionen hatte sich die Gemeinde im alten Jahr zurückgehalten. Setzen Sie diese Politik fort?

Wir haben die Heizungsanlagen der Grundschule und der Grethener Kindertagesstätte erneuert. Das waren im Vergleich mit früher keine spektakulären Investitionen. Mir geht es jetzt mehr darum, das Geschaffene zu erhalten. Da haben wir ein großes Betätigungsfeld.

Wo liegt dieses Betätigungsfeld?

Zum Beispiel müssen wir die Sporthalle der Grundschule sanieren und im Speiseraum eine Schallschutzdecke einziehen. In den Kitas sind Schließ- und Brandmeldeanlagen zu erneuern. Sie erhalten 2018 Türschließer mit Einrastern an den Fluchttüren und Sirenen, denn die jetzigen sind nicht in allen Räumen zu hören.

Ist das alles an Vorhaben?

Über das Investpaket „Brücken in die Zukunft“ läuft unser größtes Projekt. Für 350 000 Euro wollen wir die Fassade der Grethener Kita sanieren, die noch keine Wärmeschutzdämmung hat. Außerdem gehen wir den zweiten Bauabschnitt am Sportlerheim Großsteinberg an. 2016 entstand der Neubau mit Sanitärräumen und Umkleide. Jetzt wird der Altbau in Schuss gebracht, der auch für private Feiern vermietet wird. Die Sanitärräume entsprechen nicht dem heutigen Standard.

Die Friedhofsmauer in Grethen ist desolat, zum Teil eingefallen. Gibt es dort Abhilfe?

Die Kirchgemeinde stellt einen Fördermittelantrag über das europäische Leader-Programm. Wir als politische Gemeinde müssten uns finanziell beteiligen, wie wir es 2015 bei der Friedhofsmauer in Klinga getan haben. Noch fehlen für Grethen aber die Planungen und die Zusage der Leader-Förderstelle.

Was darf die Feuerwehr 2018 erwarten?

Aus dem Löschfahrzeug für Klinga wird nichts, weil der Kreisbrandmeister ankündigte, dass für Parthenstein kein Geld zur Verfügung steht. Ohne Fördermittel ist es nicht finanzierbar, auch wenn die Anschaffung im Brandschutzbedarfsplan steht. Aber es gibt neue Atemschutzgeräte für alle vier Ortswehren.

Dieses Jahr forderte die Koalition aus CDU und FDP für Großsteinberg am See einen sicheren Übergang über die Staatsstraße 46. Was ist daraus geworden?

Voraussetzung für einen Übergang ist die Schaffung eines Gehwegs zwischen Ampelkreuzung und Bushaltestelle. Ich prüfte auftragsgemäß, ob die dafür nötigen Flächen zur Verfügung stehen. Drei der vier Grundstückseigentümer würden sie uns verkaufen, einer lehnte grundsätzlich ab. Das erschwert das Vorhaben, zumal über den Fußweg nur ein Teil der Einwohner sicher zur Bushaltestelle gebracht werden könnte. Über den Rest, die in Richtung Naunhof wohnen, haben wir da noch nicht mal gesprochen.

Also ist das Projekt abgeblasen?

Nein, die Fraktion bot an, sich unterstützend einzubringen. Das geschah noch nicht. Ich erhoffe mir Alternativvorschläge als Diskussionsvorlage im Gemeinderat.

Vor einem Jahr gab es noch große Probleme mit dem schnellen Internet in allen Ortsteilen außer Grethen. Wie sieht das jetzt aus?

Drahtlos DSL installierte in Großsteinberg, Pomßen und Klinga eine Funklösung und sicherte bis Jahresende 100 Megabit zu. Ich kenne zufriedene Kunden. Nur an wenigen Stellen gibt es noch Übertragungsschwierigkeiten.

Warum wählten Sie diese Lösung und haben nicht auf Glasfaserkabel gesetzt?

Das hätte mir zu lange gedauert. Ich wollte sofort einen schnellen Internetzugang, ihn brauchen vor allem Unternehmen. In der Perspektive ist Glasfaserkabel trotzdem alternativlos. Bedenken müssen wir aber, dass dann die Fußwege an 20 Kilometern Gemeindestraßen aufgerissen werden. Da sind jene an Staats- und Kreisstraßen noch nicht mal berücksichtigt.
Von Frank Pfeifer