Das Straßenangerdorf

Großsteinberg war als Straßenangerdorf angelegt worden. Das heißt, die Gehöfte lagen zu beiden Seiten des langgestreckten Angers, auf dem sich 5 Teiche befanden (heute ist nur noch der Oberteich vorhanden). Der Anger umfasste die heutige Dorfstraße einschließlich der Vorgärten, die es damals nicht gab. Auf diesen Anger wurde das Kleinvieh getrieben und geweidet. Während die Mädchen die Gänse hüteten, war das Kühehüten meist Sache der Jungen. 
Die Häuser waren als Lehmweller auf Bruchsteinsockel erbaut (Abbau von Steinen am Windmühlenberg und Lehm aus den ”Lehmlöchern”). 
Die Feldbestellung war mit Schwierigkeiten verbunden, denn die Acker waren bunt verstreut. Ohne Flurnamen wäre die Lage der Felder gar nicht zu bestimmen gewesen. 
So verfügte auch Großsteinberg über zahlreiche Flurnamen, die meist nach örtlichen Begebenheiten oder nach Bodenbeschaffenheit benannt waren: die Hohlbach ( in alten Karten Hollbach), Clade, hinterste Gemeinde, finstere Teiche, Kuppel, Dürrwiesen, Lauseanger, die langen Stücke, Krautgarten, Radeland… Diese Bezeichnungen sind zum Teil noch heute üblich. 
Das Ackerland wurde in Schläge eingeteilt: auf dem 1. wurden Winterfrüchte, wie Weizen, Roggen usw., auf dem 2. wurde Gerste und Hafer angebaut, der 3. wurde die Brache genannt. Diese musste zur Hütung genutzt werden. Hier hatte jedoch das Rittergut das Hutrecht. 
In unserem Ort gab es 1670 den Heinrich Walter als ”Döringscher Hutmann”. Ein kleiner Teil der Brache wurde für den Anbau von Möhren, Lein, Erbsen und Kraut genutzt.

Der Kartoffelanbau, 1740 vom Naunhofer Pfarrer Ungibauer eingeführt, setzte sich nur langsam durch. Ein Umpflügen der Stoppelfelder wurde erst erlaubt, wenn der Gutsherr noch seine Schafherde darauf hatte weiden lassen. Dies durfte er noch bis zum 1. Mai, deshalb hatten die Bauern auch kaum die Möglichkeit, Kartoffeln und Klee anzubauen.

1816 zählte Großsteinberg 200 Einwohner. Zur gleichen Zeit wurden 8 Pferde und 97 Kühe gehalten. Machtlos stand man damals den vielen Krankheiten gegenüber. 
Aus dem Sterberegister ist ersichtlich, dass von 1800 – 1849 194 Kinder und 179 Erwachsene starben. 
”Böses Wesen” (52 Kinder = Zuckungen, Atmungsstörungen, Augenverdrehen), Krämpfe, ”Zahnen”, Scharlach, Keuchhusten und Masern werden bei Kleinkindern als die häufigsten Todesursachen angegeben. 
So verstarben zum Beispiel in der Familie Leube 1800 2 Kinder, 1801 2 Kinder, 1806 und 1810 je 1 Kind im Alter von 1 – 11 Jahren. Nach dem Tod der Eltern (Vater 1818 mit 56 Jahren, Mutter 1821 mit 58 Jahren) waren von 8 Kindern nur 2 übrig geblieben. 
Ein weiteres Beispiel: Der Lehrer Zeis verlor hintereinander (bei jeder neuen Geburt) einen 6 Stunden alten Sohn, einen 1 Monat alten Sohn und eine 4 Stunden alte Tochter. 
Von Christina Loth erbte 1817 ihre Tochter Großsteinberg. Diese verkaufte es 1832 an Dr. jur. Alexander Platzmann, Geheimer Rat und Amtshauptmann zu Leipzig. Letzter Besitzer war sein Sohn, Oberst Alexander Platzmann, Kommandeur des 1. königlichen Husarenregimentes (gest. 1918), bzw. dessen Witwe bis 1945. 
1833 fuhr außer der bereits genannten Post eine vierspännige Eilpost in 12 Stunden von Leipzig nach Dresden. Nach dem Bau der Straße Grimma – Grethen – Pomßen fuhr die Post später diese Strecke. 
Pomßen wurde Postamt für Großsteinberg, Naunhof u.a. Orte.

Auf einer Karte aus dem Jahr 1840 ist die Anlage des Dorfes gut zu sehen.