Aus alten Schriften

Beim Umbau des Hauses entdeckte Rolf Sperling 1982 eine Kiste mit alten Schriften. Auf diese Weise war es möglich, aus diesen Sterbe- und Heiratslisten wertvolle Aufschlüsse über unseren Ort zu erhalten. 
So gab es um 1660 in unserem Ort folgende Berufe: Pferdner (Bauer mit Pferd), Gärtner (kleiner Besitz und 2 Kühe), Häusler, Hofmeister, Hofdrescher, Bäcker, Schafsknecht, Schafmeister, Hirt, Hutmann, Schneider, Zimmerer, Zeugmacher, Schmied und Schankwirt, Schuster, Einnehmer, kurfürstlicher Reiter, Glöckner, Kirchvater, Gerichtsschöffe, Dorfrichter. Die letzteren entsprachen etwa den späteren Gemeindevorständen. 
Da in den Schriften 1680 auch der Winzer Jakob Hermann genannt ist und es einen Flurnamen ”der Weinberg” gibt, deutet das auf Weinanbau in Großsteinberg hin. 
Eine besonders große Rolle hat in dieser Zeit auch die Schafzucht gespielt, denn 1660 tritt die Bezeichnung Schafsknecht, Schäfereimeisterknecht, Schafmeister sehr häufig auf. Davon zeugen auch Flurnamen wie ”Hammeltrift” und ”Schafswiese”. 
Die Pferdner waren jederzeit verpflichtet, die Felder des Gutsherrn zu bestellen und Spanndienste aller Art zu leisten (Getreide, Heu, Futter fahren). Die Gärtner wurden zum Mähen, Dreschen, Holz einschlagen und zu anderen Arbeiten eingesetzt und mussten auch Naturalien abliefern. 
Die Wohnungen waren zum Teil feucht, das Mobilar bestand oft nur aus Tisch, Bank, Schrank, Lade und Betten. Zum Heizen verwendete man Stock- und Leseholz, erst später fuhren die Bauern (1 Tagesreise) nach Borna und Grechwitz, um Braunkohle zu holen. Abends brannten trübe Öl- bzw. Talgfunzeln.

Aus der Zeit 1660 – 1700 sind 40 Familiennamen bekannt: Böhle, Frohbs, Mey, Köseling, Predorf, Möby, Eckardt, Goltsch, Glähsig, Schöne, Kramer, Lorentz, Zimmer, Printz, Müller, Sprengel, Hofmann, Gritze, Hahner, Jubs, Rebner, Kupfer, Paul, Kösser, Otte, Grundmann, Knobloch, Junge, Beyersdorf, Schneider, Lochmann, Nebe, Krebs, Schmied, Roßberg, Rudolph. Vielfältig sind die Vornamen: Georg, Asmus, Christof, Johannes, Michel, Abraham, Andreas. Caspar, Clemens, Lorenz, Gregor, Urban, Jakob, Daniel, Peter, Martin, Adam, Valentin, Heinrich, Elisabeth, Eva, Margarethe, Christina, Rosina, Johanna, Anna, Barbara, Dorothea, Marie, Sabine.

Interessant dürfte eine Zusammenstellung der Sterbefälle sein, die besonders die hohe Kindersterblichkeit deutlich macht, aber auch über die Lebenserwartung Aufschluss gibt. Von 1660 – 1699 sind 125 Bürger gestorben, davon 42 Wochen- und Kleinkinder (darunter dreimal Zwillinge), 28 Kinder bis zu 18 Jahren und 55 ältere Personen, die meisten im Alter von 45 – 55 Jahren. Nur 4 wurden älter als 70 und eine Frau erreichte das Alter von 81 Jahren. Als besondere Vermerke finden wir auf diesen Listen u. a.: .ein Bettelmann verstorben”, ”ein armes Bettelkind – Christina”, .ein Bettelkind” (Name unbek.) sowie zweimal ”Selbstmord durch Erhängen” (13 und 70 Jahre).

Bettler durchzogen den Ort oder lebten einige Zeit hier. Bitterste Armut oder Tod der Eltern trieb auch Kinder mit einem Bettelstock von Ort zu Ort. Verstarben sie, kannte man nicht einmal ihren Namen. An Todesursachen stehen die Pest und Seuchen an erster Stelle, weiter sind angegeben: Hitze, Fieber, Verstopfung, Herzdruck, Durchfall, Tod nach der Geburt, Blattern, Pocken, Stickfluss, Fleckfieber, Schwindsucht, Wassersucht und Epilepsie. In manchen Familien starben bis zu 6 Kinder. Allein im Dezember 1693 starben 11 Einwohner an der Pest.

1693 übernahm der Sohn David Dörings, Adam Friedrich, das Großsteinberger Gut, das ein Hofmeister verwaltete (z. B. Sprengel 1670). Ein Enkel, David Ernst Friedrich von Döring, der Hohnstädt erbte, nahm Böhlen und Großsteinberg zu Hohnstädt. Nicht alle Feudalherren verwalteten ihre Güter selbst, sondern setzten Pächter ein, so um 1740 Christoph Dürr, 1754 Gottfried Schaufuß in Großsteinberg.

1787 verkaufte Döring Großsteinberg an Johanna Christina Loth in Leipzig (bis 1700 war der Erwerb eines Rittergutes nur dem Adel erlaubt, von da durften auch Bürgerliche, wenn sie Geld hatten, Rittergüter kaufen). Doch bereits vorher muss es schon eine Brennerei gegeben haben, denn 1764 wird der Name des Branntweinbrenners Daniel Kühnitsch genannt.