Aus alten Dokumenten

Seit der Einführung der neuen Landgemeindeordnung 1839 ist eine alte Chronik mit sämtlichen Gemeinderatssitzungen bis 1908 vorhanden. Auch ist aus dieser Zeit eine alte Flurkarte erhalten. Die Einwohnerzahl beträgt jetzt 315 (1859 = 350). Es gibt 22 Bauernhäuser einschließlich Rittergut und Brennerei, 14 Drescherhäuser und 8 weitere Häuser (z. B. Schmiede, Hirtenhaus, Spittel, Haus des Müllers). 
Die Annahme, dass die Drescherhäuser (von der ehemaligen Post bis zur Clade) bereits vor 1800 bestanden, bestätigte kürzlich ein alter Kaufvertrag: .Es verkauft genannter Rößger sein allhier in der kleinen oder Häuslergemeinde eigentümlich besitzendes zwischen Samuel Hungern und Gottfried Spröbitzes Häusern liegendes und im Brandversicherungsregister mit 40 bezeichnetes im Oktober 1766 von Anna Maria Neuberin käuflich übernommenes und in Ehre und Würde erhaltenes Haus und Zubehör wie es in seinen Räumen und Steinen und Grenzen gelegen, mit allen was darin Erd-, Wind-, Band-, Wand-, Niet-, Wurzel-, Klammer- und Nagelfests ist…”. 
Das bedeutet, dass die kleine Gemeinde schon vor 1766 bestanden haben muss.

Eine alte Karte zeigt deutlich die Anlage als Straßenangerdorf, es sind die 5 Teiche auf dem Anger, weitere Teiche und 3 kleinere Steinbrüche zu erkennen. Die Straßen nach Pomßen, Klinga und Naunhof sind zum Teil noch von Wald umgeben. Der Ort ist in eine große und eine kleine Gemeinde (Oberdorf und Unterdorf) gegliedert. Eingezeichnete Zahlen lassen erkennen, welche Felder zu welchem Gut gehörten.

Interessant dürfte eine Zusammenfassung der Sitzungen sein: 
Am 2. Mai 1839 findet in der alten Schenke nach Einführung der Landgemeindeordnung die 1.Wahlversammlung statt. Es ist der Hohnstädter Gerichtsverwalter anwesend, sowie 6 Pferdner, 15 Gärtner und 23 Häusler. Man einigt sich, dass .aus der Klasse der Pferdner Paul Friedrich Oettich, aus der Klasse der Gärtner Karl Friedrich Senf und Gottlieb Traugott Wolf, die Häusler Johann Karl Junge, Johann Gottlieb Schulz und der Auszügler Johann Gottfried Mätzold in den Gemeinderat gesetzt werden sollen”. Dazu kommen 3 Gemeindeälteste: der Pferdner Paul August Köhler, der Gürtner Johann Gottfried Ellrich, der Häusler Johann Gottlob Schulze. Mit 5 Stimmen Mehrheit wird Traugott Wolf als Gemeindevorstand gewählt. Er erhält jährlich 15 Thaler. Paul Friedrich Oettich, bisher Dorfrichter, übergibt alle Schriften, die in eine mit Schloss versehene Gemeindelade kommen. Ein Siegel mit dem Sinnbild der Gerechtigkeit ”wird für passend erklärt und vorschriftsmäßig befunden”. 
Die Wahl einschließlich Schwur nimmt 36 Seiten in Anspruch, ist gesiegelt mit ”Gericht zu Hohnstädt”.

Interessent ist es, welche Probleme den Gemeinderat beschäftigten. 
In seiner ersten Sitzung erscheint der Gemeinderat ”um die Spritze zu untersuchen. Da hat sich gefunden, das mehrere Repraduren daran nöthig wahren so ist es von den anweßenden Mittgliedern einstimmig beschloßen worden selbige den hießgen Hufschmid Gottfried Deutrich zu übergem und reparieren zu laßen”. 4 Seiten lang wird darüber beraten, wer das bezahlen soll. 
Ein andermal wird beschlossen, dass die Leichenabwäscherin für 1 große Leiche 1 Gulden, eine Leiche unter 7 Jahren 10Pf, und von 7 – 14 Jahren 20Pf. erhalten soll.

1850 wird der Gutsbesitzer Karl Heinrich Mätzold zum Gemeindevorstand gewählt. Er ist zugleich Ortspolizist. 
1852 wird über das abgebrannte Spritzenhaus beraten. 
Die Armen des Ortes werden 1854 in 2 Klassen geteilt: 1. Klasse – die Unangesessenen (sie erhalten wöchentlich 4 Groschen Unterstützung), 2. Klasse – die Grundbesitzer, aber nicht im Stande, sich zu erhalten (sie erhalten von Dezember bis Februar 1 Scheffel Korn und Kartoffeln). 
Die Einwohnerzahl ist auf 356 gestiegen. 
Weitere Beratungsthemen sind: Nachtwächter zu wählen, kleinere Reparaturen an Spittel, Kirche und Schule zu beschließen, Gemeindeland an Bauern abzutreten, Festlegungen für Armenhausbewohner, Baugenehmigungen, Konzessionen für Schankwirte, Wahl von Schulvorständen, Waisenrat, Polizeiorgane, Spritzenmeister, Hebammen, Fleischbeschauer… 
Weitere Gemeindevorstände sind bis 1908: Gärtner Heinrich Moritz Wolf, Johann Gottfried Ellrich, Gutsbesitzer Ernst Emil Mietsch, Gutsbesitzer Gustav Hofmann (er erhält 1884 schon 300,– M Jahresgeld) und Oswald Michael.

1882 nehmen der Geheimrat Platzmann und Pastor Graf an einer Sitzung teil: Es soll ein eigenes Standesamt eingerichtet werden. Die Sitzungen, die bisher in der alten Schenke bzw. in einem separaten Raum des Gasthofes oder in der Wohnung stattfanden, finden jetzt auch in der Amtsstube statt, die seit 1883 besteht.

Als sich 1885 die Errichtung eines Arrestlokals notwendig macht, wird im Spittel (Beiersdorfer Straße, etwa 1930 abgerissen), die Küche dafür eingerichtet.

Die Einrichtung einer Postagentur wird 1892 bestätigt und mit dem Tischlermeister Claus besetzt.

1884 wird berichtet, dass Dr. Platzmann mehrere Grundstücke aufkauft. Der Gemeinderat ist sehr sparsam, so beschließt er, eine Sammlung von 54,30 M anlässlich des 25jährigen Dienstjubiläums Sr. Maj. König Alberts nicht nach Dresden, sondern in die Großsteinberger Armenkasse zu geben. So handelte Großsteinberg als einzige Gemeinde. Daraufhin wird, ”Um keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen”, der Betrag dann doch abgeführt. Da die Abzeichen für die Feuerwehr zu teuer sind, werden Binden angeschafft. Einer Einladung zur Teilnahme an der Grundsteinlegung des Völkerschlachtdenkmals wird nicht Folge geleistet, da damit eine finanzielle Unterstützung verbunden ist. 
Die Sammlung zum Dienstjubiläum des Pfarrers entsprach nicht den Erwartungen, so dass der Betrag nach langer Debatte aus der Kirchkasse genommen wird. Eine Aufnahme in ein Adressbuch wird abgelehnt, da dies 10,– M kostet. Bittgesuche um finanzielle Unterstützung der Inneren Mission, von Heimen und Institutionen werden immer einstimmig abgelehnt. Ähnlich geht es den Bürgern, die Armenunterstützung beantragen. Erst nach 5 – 6 Anträgen wird eine solche, meist nur 5 Groschen die Woche, genehmigt.

Ab 1899 werden für die Verkaufsläden sonntägliche Ruhezeiten eingeführt. Im Winter ist sonntags von 10.00 – 13.00 Uhr und von 14.00 – 19.00 Uhr geöffnet. Im Sommer von 8.00 – 13.00 Uhr und von 14.00 – 20.00 Uhr. 
1862 tritt die Altgemeinde sämtliche ihr gehörigen Besitzungen an die politische Gemeinde ab. Die Ablösungssumme betragt 25000 M. Da damit die politische Gemeinde auch die Wegebaupflicht übernommen hat, finden nun viele Sitzungen zur Ausbesserung und Beschleusung von Straßen und Wegen statt.

Bis auf eine Sedan-Feier, eine Bismarckfeier mit Pflanzen einer Eiche und Umbenennung des Windmühlenberges in Bismarckberg spielen politische Ereignisse keine Rolle. Es werden zwar Ausschüsse zu den Reichstagswahlen gebildet, Wahlergebnisse aber nie mitgeteilt. Von einem Aufruf des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie (1905) wird nur Kenntnis genommen. 
Deshalb eine Rückblende: 1848 gab es Aktionen gegen Lasten und zu hohe Abgaben der Bauern an Feudalherren und Rittergutsbesitzer. Auch die Großsteinberger Bauern ließen dem Rittergutsbesitzer eine Protestnote überreichen, doch nicht wie in den anderen Gemeinden durch den Gemeindevorstand, sondern durch den Pfarrer.