Ende Juni gehörte auch Großsteinberg zu dem Teil Deutschlands, der von amerikanischen Truppen befreit und besetzt wurde. Sie hatten den Steinbruchs- und Gutsbesitzer Hans Herrmann als Bürgermeister eingesetzt. Infolge der Vereinbarung der Siegermächte, dass die westlichen Alliierten einen Teil Berlins (das spätere West-Berlin) besetzen sollten, zogen die Amerikaner aus Sachsen und Thüringen , also auch aus Großsteinberg, ab. Anfang Juli zog die Rote Armee ein. Damit begann ein politischer Umbruch, der bald zur Gründung der DDR führte, die bekanntermaßen im Oktober 1989 in Folge einer friedlichen Revolution durch eine aus freien und geheimen Wahlen hervorgegangene Regierung abgelöst wurde.
Man bemühte sich, die größte Not zu lindern; es fehlte an allem, besonders aber Nahrung und Kleidung. Ährenleser und Kartoffelstoppler warteten stundenlang bis Felder freigegeben wurden, legten bis in andere Dörfer oft viele Kilometer zurück. Der Wald war wie ausgefegt. Jeder noch so kleine Zweig wurde aufgelesen, um heizen zu können.
Zuckerrüben wurden ausgekocht; mit Kaffeesatz wurde gebacken; mit Stearin wurden Kartoffeln gebraten. Viele Kinder waren unterernährt. Leipziger kamen mit der völlig überfüllten Eisenbahn, deren Fenster mit Pappen vernagelt waren, auf Dächern, Puffern und Trittbrettern, um bei den Bauern Kleidungsstücke, Bettwäsche u. a. gegen Kartoffeln und Mehl einzutauschen.
Um Felddiebstählen Einhalt zu gebieten, wurden 2 Mann als Flurschutz eingesetzt. Die Bauern übernahmen die Kosten. Mancher nutzte die Not der anderen. Auf dem schwarzen Markt in Leipzig wurde ein Brot für 50 M, ein Pfund Zucker für 90 M und ein Stück Butter für 450 M verkauft. Ein Arbeiter erhielt 1945 auf Lebensmittelkarten monatlich 9 kg Brot, 650 g Fleisch, 50g Fett, 125g Kaffee-Ersatz, 125g Quark und 450g Zucker.
Mehrmals am Tage und fast jede Nacht gab es Stromsperre, aber auch die Kerzen waren knapp.
Fast unüberwindliche Hindernisse wurden Stück für Stück aus dem Wege geräumt. Über 400 Vertriebene aus den bis dahin ostdeutschen Gebieten kamen als Folge des Krieges nach Großsteinberg. Die Einwohnerzahl stieg sprunghaft an. 28 Wohnungen konnten am See bereitgestellt werden. Auf Grund der Bodenreform erhielten 20 Neubauernfamilien Land. Neubauernhöfe wurden gebaut, 49 Kleinsiedlerstellen, 36 Schrebergärten und 27 Pachtgärten konnten übergeben werden.
Trotz allem, die Wohnungen waren überfüllt. Sammlungen an Kleidern, Möbeln, Hausrat wurden durchgeführt.
Die ersten Parteien wurden gegründet (KPD, SPD, CDU und LPD). Beratungen fanden statt, die Vereinigung der KPD und SPD stand bevor. Kurt Peukert und Kurt Schulz liefen nach Grimma, um auf dem Sportplatz an der Vereinigungskundgebung mit Bernhard Göring.
Nachdem sich in Grimma KPD und SPD vereinigt hatten, schlossen sich auch in Großsteinberg im Gasthof beide Parteien zur Einheitspartei zusammen. Artur Mann (SED) wurde am 1.10.1946 zum Bürgermeister gewählt. Neubauer Otto Schubert (SED) zum Stellvertreter, der als Antifaschist bekannte parteilose Kaufmann Alfred Kortum zum Gemeindeverordnetenvorsteher, als Stellvertreter Richard Schönfeld (SED).
Weitere Gemeindevertreter waren: Frieda Miertschin, Walter Dietze, Kurt Peukert, Kurt Schulz, Willi Bitterlich, Hilde Luft, Erich Breitenborn, Hermann Schmorde, Ida Hempel, Gustav Hielscher, Artur Wolf, Otto Junker. Bereits 1946 wurde ein weitgehendes Aufbauprogramm über einen Zeitraum von 2 Jahren beschlossen.
Die politische Aufgaben nahmen in allen Dorfwirtschaftsplänen der kommenden Jahre eine bedeutende Rolle ein. Es sollte bei vielen Bürgern ein Umdenken erreicht , alle von der Politik der SED überzeugt werden. Dazu sollte der ”Ausschuss für Einheit und Frieden” beitragen (Vorsitzende Junker-Schubert).
Aktiver wurde dieser Ausschuss, als er in die ”Nationale Front” umgebildet wurde, deren Vorsitzender bis 1951 Kurt Peukert (SED) war, später Rudolf Kriegel u. a. Mitglieder waren damals: K. Schulz, Fr. Eckardt, P. Großmann, R. Schiller, H. Mengel, A. Behrendt, W. Galow, Ch. Vogel, G. Dornfeld, E. Hoherz, O. Weidner, E. u. H. Michael, K. Grollmisch, H. Miertschin, D. Muschick, I. Hempel, P. Kirchhoff, H. Riß, P. Schwolow, A. Erfurth, A. Richter, B. Vogel, G. Zschockelt, W. Mosel. Unter Führung der SED begann zielstrebig der Aufbau einer neuen Ordnung, die schließlich zur Gründung der DDR führte.
Ein Ortsfriedenskomitee, das 1950/51 gebildet wurde, hatte die Aufgabe, eine aktivere Teilnahme aller Einwohner am Kampf um den Frieden zu erreichen (Kurt Schulz, Ch.Vogel, I. Hempel, H. Mengel, G. Laube, A. Frodl, G. Zschockelt, M. Hentschel).